Das unternehmerische Handeln besteht aus Sicht der meisten Theoretiker aus folgenden vier Komponenten, die freilich unterschiedlich gewichtet werden:
- Entdecken von Chancen: Ein Unternehmer muss in der Lage sein, systematische Geschäftsideen zu generieren, zu bewerten und auszuwählen, sowie persönliche Chancen wahrzunehmen und umzusetzen
- Durchsetzen von Innovationen: Neue Geschäftsideen müssen entwickelt, in Modelle und Prototypen umgesetzt und schließlich vermarktet werden. Dies gilt auch für Prozesse, Dienstleistungen und in jüngster Zeit – vor allem mit der Verbreitung der Internetökonomie – auch für komplette Geschäftsmodelle.
- Erschließung und Nutzung von Ressourcen: Der Unternehmer muss fähig sein, für ihn wichtige Ressourcen zu identifizieren, zu erschließen, zu kombinieren und für sich zu nutzen. Dabei kann er sich zunehmend auf bereits vorhandene Ressourcen stützen, auf die fallweise zurückgegriffen werden kann.
- Tragen von Risiken: Der Unternehmer muss bereit sein, die Risiken für sein unternehmerisches Handeln abzuschätzen und ggf. zu übernehmen.
Dazu gehört weiterhin, ein bestehendes Unternehmen am Leben zu erhalten, auf Krisen, Veränderungen – z. B. auch aufgrund der eigenen Innovationen – und Konkurrenten zu reagieren, das Umfeld zu beobachten, fremde Geschäftsideen, -modelle und -prozesse zu beurteilen, diese u. U. in angepasster Form zu übernehmen. Selbstverständlich bedeutet unternehmerisches Handeln auch, möglichst frühzeitig eigene Fehlentwicklungen zu erkennen und zu korrigieren oder zu beenden.
Gefordert wird heute, dass das Tragen von Verantwortung und das Bemühen um Nachhaltigkeit Bestandteile unternehmerischen Handelns sein sollen, sowohl der Gesellschaft gegenüber (im Hinblick auf Umwelt, gesetzliche Anforderungen, Nebenwirkungen auf das soziale und wirtschaftliche Umfeld) als auch gegenüber den Mitarbeitern. Persönlichkeiten, die Unternehmertum in diesem Sinne repräsentieren, sind in der Lage, Unternehmen im dreifachen Sinne nachhaltig aufzubauen: ökonomisch, ökologisch, sozial.
Diese und andere in der Literatur konstatierte Handlungskompetenzen treffen selten in einer Person optimal aufeinander. In verschiedenen Phasen des Innovationsprozesses bzw. des Unternehmenslebenszyklus kommen daher oft ganz unterschiedliche Kompetenzen zum Tragen. Hohe Risikobereitschaft z. B. ist gründungsförderlich, geringe bis mittlere sichert eher den Erhalt des Unternehmens über einen längeren Zeitablauf. Zunehmend rücken daher Teamgründungen in den Vordergrund der Analyse. Auch kann eine zu starke Betonung der betriebswirtschaftlichen Routine effizienter Ressourcenbewirtschaftung kreativitäts- und innovationshemmend wirken und den Blick auf Marktchancen versperren.Demgegenüber wird betont, dass unternehmerische Kreativität zumindest teilweise erlernbar sei.
Persönlichkeitsmerkmale und Einstellungen von Unternehmern
Als Voraussetzung für erfolgreiches Unternehmertum werden auch spezifische Persönlichkeitsmerkmale, Verhaltensweisen und Einstellungen angesehen. In der Literatur erwähnt werden u. a.
- Leistungsmotivation: Die Vision des Unternehmers ist die treibende Kraft für ein Unternehmen. Der Unternehmer muss bereit sein, Aufgaben anzugehen und den Wunsch haben, eigene Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Hohe Leistungsmotivation ist eine notwendige Eigenschaft unternehmerischen Handelns (so vor allem David McClelland).
- Eigeninitiative und Unabhängigkeitsstreben: Der Unternehmer muss mit Ausdauer und Entschlossenheit Strategien entwickeln, um seine Vision selbst zu verwirklichen. Er strebt nach Selbständigkeit sowie Unabhängigkeit und vertraut in die eigenen Fähigkeiten.
- Realismus und Fähigkeit zur Zusammenarbeit: Der Unternehmer muss seine Grenzen genau kennen und in der Lage sein, mögliche Partner zu identifizieren oder gar aufzubauen. Insbesondere sollte er sein Umfeld genau kennen, um redundante Entwicklungen zu vermeiden.
- Kreativität: Ein Unternehmer sollte ein schöpferisch denkender und entscheidungsfreudiger Mensch sein, der assoziativ in seinen Vorstellungen und lebhaft in seiner Phantasie ist.
- Durchhaltevermögen: Eine hohe Kreativität kann dazu führen, dass notwendige Routinen nicht durchgehalten und Strategien zu oft geändert oder zu früh abgebrochen werden, ehe sich ihr Erfolg oder Misserfolg eindeutig abzeichnet.[26]
- Risikobereitschaft: Unternehmerische Aufgaben bieten Chancen und Risiken. Der Unternehmer muss diese abwägen und ein abschätzbares Risiko eingehen. Er bewertet Kosten, Markt- und Kundenbedürfnisse. Der Unternehmer trägt die Verantwortung, um seine Idee zum Erfolg zu führen.
- Emotionale Stabilität, Durchsetzungsfähigkeit, Einfühlungsvermögen: Ein Unternehmer muss fähig sein, Misserfolge schnell zu verarbeiten und in kritischen Situationen einen klaren Kopf zu behalten. Ebenfalls muss er kooperativ sein und Einfühlungsvermögen haben, um sich in z. B. Teammitglieder, Investoren oder Kunden hineinversetzen zu können und in Zusammenarbeit mit ihnen etwas zu erreichen.
- Problemlösungsfähigkeit: Viele Aufgaben des Unternehmertums sind keine Routine-Aufgaben. Ein Unternehmer muss in der Lage sein in unbekanntem Feld zu operieren und Wege finden, um handlungsfähig zu bleiben.
- Ambiguitätstoleranz, Fähigkeit zum Umgang mit Unsicherheit: Der Unternehmer muss mit großer informationeller, selbst mit nicht mehr statistisch zu fassender Unsicherheit (sog. Knight'scher Unsicherheit) und unscharf definierten Situationen umgehen können (so zuerst H. P. Knight 1921, Peter Drucker 1970).[27]
- Unternehmerische Selbstwirksamkeitserwartung: die Erwartung, dass man durch sein eigenes Handeln entscheidenden Einfluss auf das Gelingen seiner Vorhaben – in diesem Fall des Gründungsvorhabens – hat und dabei nicht von Dritten abhängig ist.
- Resilienz
Allerdings finden sich diese und andere in der Literatur beschriebenen Kernkräfte einer erfolgreichen Unternehmensgründung selten in einer Person gebündelt. Außerdem sind Haltungen und Fähigkeiten, welche eine Unternehmensgründung begünstigen, nicht immer geeignet, ihre Profitabilität und Nachhaltigkeit zu sichern. Das gilt z. B. für eine hohe Risikobereitschaft, die zwar die Gründungsbereitschaft erhöht, aber den langfristigen Erfolg nicht zwingend unterstützt, oder für hohe Kreativität, die die erfolgreiche mehrfache Wiederholung eines Geschäftsmodells durch Routinebildung (Repeatability[28]) behindern kann. Unterschiedliche Haltungen und Fähigkeiten sind also in verschiedenen Phasen des Unternehmenslebenszyklus in unterschiedlicher Weise gefordert.[29] Häufiger wurden auch allzu spekulative und kreative Köpfe vor der Geschäftsausübung gewarnt: Schon Michel de Montaigne wies darauf hin, dass sich „in Handel und Gewerbe die gemeinen und weniger scharfsinnigen Geister als tauglicher und erfolgreicher“ erweisen als Menschen, die den „abgehobenen Lehren der Philosophie zu folgen suchen [...] Ein allzu aufgeweckter und bewegter, allzu ruheloser Geist behindert den Gang unserer Geschäfte“, für deren Bewältigung eine gewisse Abstumpfung nötig sei.[30]
Viele Autoren bestreiten, dass Persönlichkeitsfaktoren in der Praxis überhaupt eine nachweisbare Rolle spielen.[31] Sowohl Umfragen wie statistische Auswertungen zeigen nach Ross Levine und Rona Rubenstein von der University of California in Berkeley, dass der entscheidende Beitrag für erfolgreiche Unternehmensgründer in den USA im schon vorher vorhandenen Zugang zu Kapital liegt. Erfolgreiche Entrepreneurs kommen aus Familien mit Geld. Wessen Existenz auch im Fall des Scheiterns abgesichert ist, kann es sich leisten Risiken einzugehen, und wenn die Grundbedürfnisse abgedeckt sind, lässt sich leichter Kreativität entfalten. Insbesondere Risikobereitschaft sei kein statischer Persönlichkeitsfaktor, sondern ein Resultat der Konditionierung durch die Umwelt.[32] Allerdings wurden diese Befunde durch die Beobachtung von Spekulationsverhalten an der Börse ermittelt. Außer Acht gelassen wurde dabei, dass es zu umweltbedingten Fehlkonditionierungen in Richtung übergroßer Risikobereitschaft kommen kann.